Nach einer gründlichen Riskikoabwägung zur Coronalage und den allgemeinen Lockerungen sowohl in Südtirol als auch bei uns und dem Einhalten der allgemeinen Hygienemaßnahmen, entschloss sich das Seniorenteam um Hans Holzgartner und Albert Bruckner die im Jahrestourenplan für Mitte Juli vorgesehene Wanderreise im Südtiroler Teil des Nationalparks „Stilfser Joch“ und im Martelltal und wie es bei den DAV-Senioren üblich ist, im sog. Twin-Konzept, doch durchzuführen.
Als Stützpunkt diente den 32 Teilnehmern das ***S-Hotel Julius Payer in Sulden am Ortler, das uns überaus freundlich aufnahm und vor Ort umfangreich unterstützte. Eine besondere Herausforderung war, dass Planung und Informationen zwischen Hotel und Teilnehmern ausschließlich digital erfolgte.
Bereits auf der Busanreise wurde von Schöneben aus auf dem „Reschener Höhenweg“ zur Haideralm gewandert. Von der Bergstation in Schöneben führt ein leicht ansteigender Wanderweg in einem ständigen bergauf/bergab durch Almrauschmatten und alten Zirbenbeständen zur Bergstation der Haider-Alm. Herrliche Ausblicke unterwegs auf die Berglandschaft mit den imposanten Gletscherriesen der Weißkugel im Langtauferertal und nach Süden zum Ortlermassiv, sowie Tiefblicke auf den grünblauen Reschensee waren ständige Begleiter.
Ziel des zweiten Wandertages bei herrlichem Wanderwetter war die im Zaytal auf 2.721 m hoch gelegene Düsseldorferhütte. Nach der Auffahrt mit der Rosimgondelbahn geht es im mäßigem Auf und Ab bis zum Zaybach und von dort aus weiter steiler bis zur Hütte. Lohn des Aufstiegs war ein überwältigendes Panorama mit Ortler (3.905 m) Zebru (3.735 m) und Königspitze (3851 m), dem markanten Dreigestirn der Suldener Gletscherwelt. Ein Teil der Wanderer ging nach einer stärkenden Pause weiter ins hintere Zaytal bis zum Fuß der Tschenglser-Hochwand (3.375 m) und mit Blick zur mächtigen Felsformation des Hohen Angelus (3.521 m).
Wechselhaftes Wetter bot sich den Teilnehmer am dritten Wandertag, wobei gemeinsam beschlossen wurde, die Wanderung zum Madritschjoch (3.123 m), einen Übergang ins Martelltal, soweit es die Wetter- und Schneeverhältnisse es erlauben, zu starten. Nach der Auffahrt mit der Suldenseilbahn beginnt an der Bergstation der Schaubachütte der Wanderweg zum Madritschjoch. Zuerst geht es anfangs entlang einer Skilift-Trasse und dann weiter mäßig ansteigend bis zur bewirtschafteten Madritschhütte, die für einen Teil der Wanderer Endpunkt war. Die andere Gruppe entschloss sich weiter zu gehen, immer unter der Voraussetzung, sofern es die Verhältnisse nicht mehr zu lassen, auch umzudrehen. Trotz starkem und böigem Wind wurde das Joch erreicht. Einsetzender Regen und weiter kräftig blasender Wand ließ eine Besteigung der Hinteren Schöntaufspitze (3.325m) nicht mehr zu. Daher wurde unmittelbar zur Madritschhütte und weiter zur Bergstation abgestiegen.
Ähnlich wie tags zuvor zeigte sich das Wetter am vierten Wandertag auf dem Marteller Höhenweg. Nach gut 1 ¼ h Busfahrt war der Ausgangspunkt im innersten Martelltal bei der Enzianhütte erreicht. von dort gingen beide Gruppe zuerst auf einem Fahrweg und weiter in einigen Kehren zur Lyfi-Alm (2.165 m) hoch. Eine kleinere Gruppe wählte hier den Abstieg zum Zufrittstausee. Von dort ging es mit dem Bus weiter talauswärts bis zur Kapelle „Maria in der Schmelz“. Die größere Gruppe wanderte weiter auf dem Höhenweg, in einem ständigem bergab und teilweise steilem bergauf, vorbei an einer Hirtenhütte bis zur Schluderalm (2.073 m). Zwischendurch boten sich immer wieder herrliche Tiefblicke auf den Zufrittsee und auch auf das Biathlonzentrum im Martelltal. Bei der Schluderalm wurde zur Kapelle „Maria in der Schmelz“ abgestiegen. Dieser sehr steile und schmale Waldabsteig hatte es in sich, denn neben der Steilheit und des teilweise rutschigen Untergrunds war Trittsicherheit angesagt. Nach gut 5 ½ h wurde der Endpunkt dieser Wanderung erreicht und die Busfahrt zurück nach Sulden angetreten.
Leider konnte die für den Heimreisetag vorgesehene kleine Wanderung zur Tabarettahütte wegen Wetterverschlechterung mit Regenschauer, schlechter Sicht und angeschneiten Bergen nicht mehr durchgeführt werden und daher war es sinnvoll, nach dem Frühstück die Busheimreise anzutreten.
Eine Reise ging zu Ende, für die der Nationalpark „Stilfser Joch“ und das Martelltal Neuland waren und so mancher Teilnehmer erreichte zum ersten Mal die 3.000-Marke. Es hat sich gezeigt, dass bei Einhalten vorgegebener Regeln auch eine solche Reise trotz Corona mit 32 Teilnehmern möglich ist. Ein besonderer Dank gilt unserem Busfahrer, der uns sicher über unzähligen Serpentinen und sehr enge Straßen zu den jeweiligen Zielen brachte.
Hans Holzgartner