Es war ein Herbsttag wie im Bilderbuch. Frisch, windig und mit ungetrübtem Sonnenschein. Einer von vielen Wegen zu Gott führt über die Berge, heißt es.
Dieses Gefühl teilte wohl auch die kleine Schar, die zur Wiese an der Zwieselalm gewandert war, um hier, umgeben von der prächtigen Natur, mit Blick auf die umliegenden Berge, Momente der Stille und Andacht zu genießen.
Diakon Peter Walter fand in seiner herzlichen Art ehrliche, humorvolle, aber auch mahnende Worte zum Thema Vorurteile und Schubladendenken. Wie schnell hat man eine Meinung gefasst, ein Urteil gefällt? Klischees sind weit verbreitet, weiß der Diakon, auch gegenüber der Kirche. „Ein Pfarrer ohne Haushälterin ist schwul. Und wenn er eine hat, dann hat er was mit ihr.“ Wenig Verständnis hat Peter Walter für Menschen, die andere ablehnen. „Nicht alle, die sich Christen nennen, sind auch welche.“ Er möchte niemanden ausgrenzen und findet aufrichtige Worte in Bezug auf die Haltung der Institution Kirche gegenüber Frauen, gleichgeschlechtlichen Paaren oder wiederverheirateten Geschiedenen. Und dann stellt Gewissensfragen: “Welche Bedeutung hat Jesus für uns? Glauben wir, dass Gott in unseren Nächsten wirkt? Was trauen wir unserem Gott eigentlich noch zu?“
Während man den guten Worten und Fragen nachspürte, konnte man den perlenden Tönen der Saiteninstrumente lauschen, die der Wind aus der richtigen Richtung wie ein Verstärker herüberwehte. Sabine Schmids Hackbrettspiel war nicht anzumerken, dass sie gerade einen Armbruch überstanden hat. Das Hallelujah von Eva Kastners Harfe lud wie die anderen Lieder und Weisen zum Träumen ein. Die beiden Musikerinnen sind seit Jahren ein fester Bestandteil dieser Bergmesse.
Und auch bei Diakon Peter Walter spürte man: Er ist einer von uns. Keiner, der von der Kanzel herab predigt, sondern einer, der aus der Mitte der Menschen kommt und sich nicht über sie stellt. Einer, der als Ehemann und Vater Ahnung hat von dem, was die Leute bewegt. Und einer, der viele von denen beim Namen kennt, die sich hier am Berg versammelt haben. Manches Schicksal hat er schon mitgetragen, etliche begleitet er seit Jahren.
Das ist das Besondere an der DAV-Bergmesse. Man kennt sich. Es eint die Liebe zur Natur und zu den Bergen. Deshalb ist es gut, dass es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich betätigen und diesen schönen Gottesdienst möglich machen, so wie die Zweite Vorsitzende Karin Bauregger, die nach der Messe ihren Dank an alle Beteiligten aussprach. Oder Jens Oswald und Jürgen Schlund, die die Instrumente vom Dreiviertelstundentaferl aus hoch- und auch wieder runtertrugen, eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit.
Nach der Messe blieben viele noch auf eine Brotzeit auf der Alm und genossen gemeinsam die leuchtenden Herbstfarben. Ein geschenkter Tag.