Vom 14. bis 18. August reisten sieben trailbegeisterte MountainbikerInnen und ihr Guide Martin vom Chiemgau in Richtung Nationalpark Stilfser Joch nach Santa Caterina Valfurva. Es ist der ideale Ausgangspunkt für anspruchsvolle hochalpine MTB Touren rund um die Ortler-Cevedale-Gruppe.
Neben fahrtechnischen Herausforderungen durften auch die konditionellen Anforderungen in diesem Gelände nicht unterschätzt werden. Einfach bergab gibt es hier nicht, fast jeder der von unserem Guide Martin ausgewählten Trails erforderte in der wunderschönen, aber anspruchsvollen Umgebung, höchste Konzentration. Zusätzlich gibt es auf allen Abfahrten regelmäßig Gegenanstiege, mit Schiebe- und Tragepassagen, zu bewältigen, die diese Touren im Gesamten so anspruchsvoll, herausfordernd und schön machen. Deshalb wurde bei den Ganztagestouren darauf geachtet, dass ein Teil der fordernden Anstiege per Shuttle oder Gondel bewältigt werden konnte, um die zeitlichen und konditionellen Anforderungen an die Touren nicht zu hoch werden zu lassen.
Am ersten Tag teilte sich die Gruppe noch auf, da ein Teil erst zum Abendessen anreisen konnte. So machte sich der Teil, der bereits mittags vor Ort sein konnte, zu einer „kleinen“ Einrollrunde auf (ca. 740 hm & tm sowie 27 km). Voller Vorfreude auf die, für die meisten, unbekannte Bergregion strampelten wir los, um auf der Gaviapass-Straße den Großteil unserer Höhenmeter sehr angenehm zu bewältigen. Im Gegensatz zum Stilfser Joch ist hier mit deutlich weniger Verkehr zu rechnen und die Steigung bleibt stets moderat. Richtung Rifugio Berni zeigt sich uns zum ersten mal die beeindruckende Berg- und Naturkulisse dieser Region und im Angesicht der ersten Gletscher nutzen wir den Ausblick zu einer Pasta-Pause am Rifugio. Frisch gestärkt verging die restliche Strecke zum Gaviapass hinauf wie im Flug. Nach ein paar obligatorischen Fotos konnten wir dann endlich in unseren ersten Traum-Singletrail starten. Erst flowig und spaßig wurde er Stück für Stück anspruchsvoller und war stets mit tollen landschaftlichen Ausblicken gespickt. Die ersten technisch-anspruchsvollen und teils ausgesetzten Stellen unserer langen Hangquerung wurden teils fahrend, teils schiebend, bewältigt. Als wir einen wunderschönen Wasserfall querten, wurde unsere Freude, in dieser Region mit dem Bike unterwegs sein zu dürfen, spürbar. Mit dieser Freude waren auch die zu schiebenden Gegenanstiege kein Problem. Nach diesem ersten Highlight machten wir, vor der letzten Trailabfahrt, noch eine kleine Pause. Im Angesicht der aufziehenden Gewitterwolken gingen wir aber doch relativ bald in die Schlussabfahrt “La Romantica”. Ein Spitzkehren Trail par excellence, der vom alpinen Gelände in einen Wald übergeht und uns uns jauchzend direkt an unserem Basislager ausspuckte. Bei Bier und Espresso auf der Terrasse unseres Hotels ließen wir unsere Gedanken nochmal über die vergangene Tour schweifen. Zum gemeinsamen Abendessen im Hotel war unsere Gruppe dann komplett – eine Teilnehmerin und fünf Teilnehmer freuten sich auf die kommenden Schönwetter-Tage.
Am zweiten Tag starteten wir früh auf der Forststraße Richtung Bormio. Unser Ziel war die Bergstation Bormio3000 auf über 3000m, die wir entspannt mit der Gondel erreichten. Nach einem Panorama Espresso ging es direkt in den ersten Teil unserer Abfahrt. Grober Schotter und steile Passagen führten uns direkt zu unserem Mittagspausenplatz. Der türkisblaue, kristallklare See lag direkt mit Blick auf die Ortler-Cevedal-Gruppe vor uns und wir genossen unsere aussichtsreiche Pause. Weiter gings auf dem hochalpinen Trail Bormio3000 – meist flowig, aber auch zwei steile und anspruchsvolle Geländeübergänge ließen unsere Herzen höher schlagen. Einige Flowmeter später zweigte unsere Tour auf den “Panoramico Trail” ab, eine lange Hangquerung in Richtung Gaviapass mit vielen zähen Gegenanstiegen. Am Ende wurden wir neben dem Dauerpanoramablick auch mit einem technisch-spaßigen Trailabschluss belohnt. Eine Pause später und nach weiteren 150 Höhenmetern hatten wir schließlich den Einstieg zu unserem Abschlusstrail erreicht, der “Dynamite Trail”. Die letzten Kräfte wurden mobilisiert und wir wurden mit einem tollen und abwechslungsreichen Trail belohnt. Ein paar Spitzkehren, Steilpassagen, ruppigen und verblockten Abschnitte später kamen wir ausgepumpt und freudig an der Eisdiele in Santa Caterina an, wo wir unsere Tour noch gemeinsam Revue passieren ließen.
Am dritten Tag stand die Highlight Tour unseres Tourenprogramms auf dem Speiseplan: Der Zebru-Pass mit Hangquerung um den Cima della Manzina und dem Abschlusstrail “Confinale”. Um 8 Uhr holte uns unser Shuttle mit unseren Bikes am Hotel ab – Ziel: Rifugio Pizzini auf 2700m. Mit Landrover und Bikeanhänger schlängelten wir uns den steilen und ruppigen Forstweg hinauf, bis wir mit erfurchtsvollen Blick auf den Cevedale Gletscher schließlich unser erstes Tagesziel erreichten, das Rifugio Pizzini. Nach einem Espresso zur Stärkung ging es nun 300 Höhenmeter teils fahrend, größtenteils schiebend, einen gut begehbaren, aber teils mit losen Schotter belegten Weg hinauf zum Übergang des Zebru Passes auf 3005m Meereshöhe. Oben angekommen konnten wir den Blick auf Cevedale Berg und Gletscher sowie den könglichen Monte Zebru (Königsspitze) bestaunen. Nach einer kurze Rast ging es, zunächst über ein kleines Schneefeld und dann auf einem schottrigen aber griffigen Pfad, entlang der Bergflanke gen Tal. Hochkonzentriert ging die Gruppe die hochalpine Abfahrt an so meisterten wir gemeinsam mit unseren Bikes unter den Armen auch eine seilversicherte Geländestufe. Nach einer ca. 1,5 stündigen intensiven, spaßigen Abfahrt in beeindruckender Landschaft erreichten wird das Rifuigo Campo, bei der wir uns mit lokalen Spezialitäten neue Kräfte für die folgende ca. 300 hm lange Schiebe- und Tragepassage holten. Es ging hinauf Richtung Cima della Manzina und dann entlang eines schmalen Wanderpfads rund um den Berg herum. Höchste Konzentration war mal wieder gefragt, um auf dem teils verblockten, schmalen und abschüssigen Pfad sicher voranzukommen. Ab, auf, ab, ab, auf, ab, auf, auf, ab. Lohn der schweißtreibenden Fahrt war ein Rast an einer Schutzhütte mit wahnsinnig schönem Ausblick ins Nachbartal und zu unserer aller Überraschung rastete auch ein Steinbock auf der Rückseite der Hütte und lies sich von uns ganz entspannt aus sicherer Entfernung bestaunen und fotografieren. Nach einer weitere Stunden hatten wir alle Höhenmeter des heutigen Tages besiegt und hatten uns nun den spaßigen und abwechslungsreichen, aber anspruchsvollen Schlusstrail zurück nach Santa Catharina redlich verdient.
Schon war es Samstag geworden, unser letzter Tourentag stand an, da für Sonntag bereits ab morgens schlechtes Wetter gemeldet war. Bei wieder herrlichem Wetter ging es hinauf mit der Gondel von Santa Caterina in Richtung Sunny Valley. Bevor es gleich in den ersten knackigen, schottrigen, mit Spitzkehren versehenen Trail, ging, erwarteten uns noch ca. 200 hm Schiebepassage entlang des Bergkamms. Nach diesem Kaltstart ging es vorbei an einem sehr schönen Bergsee und rein in eine beeindruckende Schlucht mit einem tosenden Bach. Hier trugen wir die Bikes eine aus Steinen gebaute Treppe hinab, an einer Engstelle vorbei und konnten danach weiter den anspruchsvollen, aber wunderschönen Trail die grünen Berghänge hinab genießen. So konnten wir Hirten, ihre Schafe und Schäferhunde bei der Arbeit zu sehen und uns dem freundlichen Miteinander auf den teils engen Wegen erfreuen. Sowohl Wanderer, als auch Biker, nehmen hier vorbildlich aufeinander Rücksicht, sodass eine Nutzung der Wege allen offen steht. Die entspannte Atmosphäre nahmen wir uns alle als Vorbild und jeder davon ein Stück mit in die Heimat. Ausgespuckt wurden wir auf halber Höhe der Gavia Passstraße und entschieden uns nochmals hoch zum Gavia Pass zu pedalieren, um auf den bereits bekannten, sehr schönen Trail zurück in Richtung Santa Catharina zu kommen, der uns bereits am ersten Tag sehr viel Spaß machte. Zudem konnte nun auch der Rest der Gruppe in den Genuß dieses Trails kommen. Dieses mal zweigten wir allerdings auf halber Strecke auf eine anderen Trailvariante ab, die uns sehr anspruchsvoll hinab ins Tal führte und nochmals unsere volle Konzentration und unsere restlichen Kraftreserven in Anspruch nahm. Voller Endorphine über dieses tolle Tagestour und in Mitten der wunderschönen Landschaft trafen wir uns wieder auf ein Abschlussgetränk auf der Hotelterrasse und ließen die Eindrücke der vergangenen Tage auf uns wirken und tauschten fahrtechnische Tipps zu den Schlüsselstellen der Touren aus.
Am Sonntagmorgen konnten wir nach einem ausgiebigen Frühstück bei leichtem Nieselregen entspannt und glücklich den Heimweg antreten. Die eindrucksvollen Erlebnisse und das Zusammensein in unserer harmonischen und vielfältigen Gruppe werden uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Danke an alle für diese tolle Zeit und danke vor allem an unseren super Guide Martin, der stets den richtigen Umgang mit uns gefunden hat.