Mit einem Alphatier auf den Sonntagskogel!
Der letzte Schneefall ist bereits zwei Wochen her, der ganze schöne Powder ist fast überall vollkommen verspurt. An den steileren Südflanken beginnt es bereits aufzufirnen. Die Hochflächen sind komplett abgeblasen, so dass die Gämsen mühelos genug zu fressen finden.
Eine gute Idee muss her! Die Tour soll nicht total überlaufen sein. Die Schneeverhältnisse müssen auch passen und zu weit fahren wollen wir auch nicht. Der Trübi hat einen passenden Vorschlag: Den Sonntagskogel vom Gehöft Gwechenberg oberhalb vom Lammertal, ein unbedeutender Gipfel vor dem Hochkarfelderkopf. Das passt genau. Den gehen wir am Sonntag und ein Teil der Kogler Blasn ist auch dabei.
Leider liegt meine Skitourenkarte, in der sämtliche Skitouren mit blauem Textmarker akribisch eingezeichnet sind, noch in meinem Auto am Trattberg, denn am Tag zuvor ging ich mit einem Spezel die Osterhorndurchquerung. So müssen wir uns eben mit einer Sommerkarte und dem alten Hutter Führer behelfen. Der Aufstieg ist relativ klar. Wir entscheiden uns für eine Aufstiegsspur in der Sonne. Nach geraumer Zeit zweigt eine Spur auf einem Forstweg leicht abwärts nach links ab, welcher wir natürlich nicht folgten. Kurz darauf bemerke ich meinen Fehler. Wir sind 50 Höhenmeter zu weit oben. Der richtige Aufstieg geht eigentlich links vom Graben an der Gwechenberghütte vorbei. Wir sehen Abfahrtsspuren und auch eine Aufstiegsspur. Jetzt fährt dass Alphatier zur wahren Größe auf. „Noch mal runter, so ein Blödsinn! Wir können doch entlang des Sommerweges einen weiten Bogen außenrum gehen, das muss doch möglich sein!“ Diese Ansage fand aber bei den anderen überhaupt keine Zustimmung. Schnell ist ein fauler Kompromiss gefunden. „Wir können doch da vorne schräg durch die Gräben gehen!“ Bevor wir uns versehen, hirscht schon einer in den ersten Graben rein und spurt auf die nächste Rippe. In den nächsten Graben gelangen wir nur über eine bocksteile Leitn. Das ist Abenteuer pur: Durchschlagen durch unwegsames Gelände. Graben rein, Graben raus, Ski aus, über eine Engstelle runterkraxeln, dann eine enorm steile Leitn im tiefen Pappschnee in Spitzkehrentechnik runter. Ich ärgere mich etwas, dass ich nicht gleich vehement auf die richtige Aufstiegsspur hingedrungen hab. Die gewählte Variante ist immerhin wesentlich interessanter und landschaftlich ungleich schöner. Insgesamt eine anstrengende aber doch auch sehr spaßige Angelegenheit!
Aber Strafe muss sein: Das Alphatier muss von jetzt an hinten gehen. Auf einem tragenden Windharschdeckel geht es mit Skiern sogar bis auf den Gipfel.
Bei der Abfahrt leiten mich einige Spuren nordseitig im schönen kalten Pulverschnee durch den lichten Wald. Die anderen wählen die Südseite und kämpfen sich zur gleichen Zeit durch den sonnseitigen Bruchharsch.
Fazit: Super Wetter, relativ einsame schöne Tour, abseits vom Mainstream, etwas
anspruchsvoller in der Abfahrt. Diese Tour werden wir sicher mal wieder machen. Jetzt
wissen wir ja, wo’s langgeht!
Christian Reichelt