Schobertrek oder „die 9 Gefährten“
Zu neunt passten wir ideal in den Sektionsbus. Mit diesem starteten wir zu unheiliger Zeit (5:30) am 11.07.2024 zum 4-tägigen Schobertrek in den Hohen Tauern. Wir waren 7 Teilnehmer und Christoph und Axel waren als Tourenbegleiter dabei. Die Wetteraussichten waren alles andere als gut, aber davon ließen wir uns nicht abhalten. Schon die Anfahrt in das Debanttal kurz nach Lienz war abenteuerlich am Berghang entlang – Googles Vorschlag für den kürzesten Weg.
Beim Aufstieg zur unteren Seescharte gab es Felder von blühendem Almrausch, die dann – oben angekommen – von der Aussicht auf den Kreuzsee und Wagenitzsee, dem größten Bergsee Kärntens, noch übertroffen wurden. Mankeischreie hörten wir unterwegs, doch sehen konnten wir keines, haben sie hier doch unendlich viel Platz zum Verstecken. Auf dem Weg zur Hütte entdeckten wir noch eine kleine feine Hängebrücke, an der wir für eine kurze Fotosession hielten. Bei der herrlich direkt am See gelegenen Wagenitzseehütte, kamen gleich ein paar Schafe neugierig herbei. Ob die unterschiedlichen Farbmarkierungen der Schafe wohl ihr Team anzeigten? Die zeitgleich stattfindende Fußball-EM regte wohl unsere Phantasie an. Schließlich verpassten wir das Finale, was aber keinen weiter störte.
Auf der Hütte gab’s auch eine Stärkung und für den Ein oder Anderen den ersten Kaffee des Tages oder das erste Weißbier. Auch wählten wir gleich unser Abendessen: Schweinebraten oder Spinatknödel. Ein guter Ansporn, denn gleich am ersten Tag waren an die 1700 Höhenmeter zum höchsten Gipfel unserer Tour, dem Petzeck mit 3283 m zu überwinden. Mehrere steile Schneefelder mussten wir dabei queren, was alle bravourös meisterten. Und dabei lernten oder wiederholten wir, was man tun muss, wenn man ins Rutschen gerät: Auf den Bauch drehen und eine Mischung aus Liegestütze und herabschauenden Hund machen. Zum Glück brauchte es keiner in der Praxis anwenden und wir erreichten den Gipfel unversehrt.
Das Timing war perfekt, auf den letzten Metern zur Hütte zurück fing es an zu tröpfeln und als das Gewitter losbrach, saßen wir schon in der trockenen Stube und beobachteten das
Am nächsten Tag starteten wir im Zwielicht und erhaschten noch einen wunderschönen Blick auf die Seen zurück, bevor wir im Nebel in Richtung Kreuzseeschartl verschwanden. Ein Platz mit unzähligen Steinmännchen oder eher ausgewachsenen Steinmännern verstärkte die mystische Stimmung noch und wir trugen unser eigenes „Stoamandl“ dazu bei.
Der Nebel und die dunklen Felsen ließen uns vorkommen, wie die 9 Gefährten auf dem Weg zum Schicksalsberg, den nötigen Ring zum Vernichten wollte allerdings keiner beitragen. Den heute eigentlich geplanten Gipfel (hoher Perschitzkopf) ließen wir aufgrund des Wetters und der zu erwartenden fehlenden Aussicht links liegen. Aber auch der Übergang zur nächsten Hütte allein hatte es in sich, immer wieder Stellen zum Hinlangen, die aber allesamt gut gesichert waren. Als wir die Lienzer Hütte schon im Blickfeld hatten, fing es abermals zu Tröpfeln an … Diesen Abend gab es vegetarisch oder nicht zur Auswahl, was dann Gulasch oder erneut Spinatknödel bedeutete. Nichts für ungut, gab es doch auch eine leckere Nachspeise, von der wir nichts übrig ließen, damit das Wetter auch ja gut wird. Später folgten noch lustige Spiele vom Hüttensortiment, zum Beispiel das höchst anspruchsvolle Leiterspiel, Memory für die Gehirnzellen und ein bekanntes Spiel, bei dem sich sicher keiner ärgerte.
Da der ausgelassene Gipfel das ambitionierte Ziel drei Dreitausender zu machen gefährdete, wurde spontan die Tourenplanung etwas geändert. So starteten wir am nächsten Tag über die Mirnitzscharte zum hohen Prijakt, dessen ungewöhnliches Kreuz auf 3064 m Höhe uns sehr beeindruckte. Ebenso war der Barrensee auf dem Weg dorthin mit seinen hellblauen Eisschollen schön anzusehen. Den Ein oder Anderen packte dann noch das Schatzsucherfieber, als wir dunkelrote Granate in den Steinen am Nordhang des hohen Prijakt entdeckten. Doch die Schlechtwetteraussicht trieb uns weiter zur Hochschoberhütte, wo uns schon zünftige Musik erwartete. Der vorhergesagte Regen blieb aus und so verbrachten wir den Nachmittag damit, die Musikanten tatkräftig zu unterstützen oder wer es ruhiger mochte, die Gegend um die Hütte zu erkunden oder sich auszuschlafen. Abendessen gab’s diesmal à la carte und später gab es dann noch eine Revanche im Ärgern.
Vierter und letzter Tag, heute stand der meiner Ansicht nach anspruchsvollste Gipfel der Tour auf dem Plan: der Debantgrat mit 3052 m Höhe. Der Tag begann allerdings mit „meditativem Wandern“ in sanfter Steigung Richtung Leibnitztörl, die aber rasch zunahm. Wir gingen am stillen Gartlsee mit seiner perfekten Spiegelung vorbei, um danach erneut ein Depot für unser Gepäck zu machen. So starteten wir wie auch schon die Tage davor mit leichtem Gepäck zum Gipfel. Schneefelder gab es hier noch sehr große, die wir aber schon gekonnt querten. Und bergab im nicht so steilen Bereich kam sogar der ein oder andere „Skifahrer“ zum Vorschein. Das Blockgelände am Schluss hatte es in sich, aber mir machte es richtig Spaß und am Gipfel wurden wir mit selbstgemachtem Latschenschnaps belohnt.
Auch Zirbe gab’s dann in der Lienzer Hütte, wo wir nochmal einkehrten. Von da war es nur noch ein leichter Abstieg zurück zum Bus, mit dem wir dann – diesmal unten im Tal – nach Hause fuhren.
Fazit: Es war ein gelungenes verlängertes Bergwochenende! Insgesamt gingen wir ca. 38 km und 4068 Höhenmeter. Wir schafften unsere drei Dreitausender, das Petzeck (3283 m), den hohen Prijakt (3064 m) und den Debantgrat (3052 m). Auch wenn die Aussicht teilweise getrübt war, schafften wir es wie durch ein Wunder, dass wir trotz der wechselhaften Wetteraussichten kein einziges Mal nass wurden.