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Sep´17

La Palma

Wanderparadies auf den Kanaren

La Palma gilt als „die Wanderinsel“ der Kanaren. Der unterschiedliche Charakter ihrer Landschaftsformen und ein vorbildliches Wegenetz machen La Palma zu einem Trekking- und Wanderparadies.

Von Hans Holzgartner und Albert Bruckner wurde in Verbindung mit einem Trekkingveranstalter eine Wanderwoche vorbereitet und geplant, bei der wir die unterschiedlichsten Landschaftsformen der Insel kennenlernten. Unzählige Drachenbäume, ausgedehnte Pinien- und nebelverhangene Lorbeerwälder stehen im Kontrast zur gigantischen Caldera de Taburiente, zu den kargen Vulkangebieten mit zahlreichen Kratern, atemberaubenden Steilküsten, einsamen Schluchten und abgeschiedenen Dörfern. Wir landen am späten Nachmittag in Santa Cruz de la Palma und übernachten in Los Cancaios. Tags darauf beginnt unsere Wanderwoche.

Nach einer Besichtigung der Altstadt von Santa Cruz de La Palma und anschließender kurzer Busfahrt nach Los Tilos im Nordosten der Insel wandern wir in der großartigen Schlucht des Baranco del Agua bis zur Cascada de Los Tilos, einem imposanten Wasserfall. Durch urzeitlichen Lorbeerwald hinauf zum Aussichtpunkt Mirador de las Barandas und weiter durch den subtropischen Nebelurwald des Barranco Heradura endet die Tagesetappe am Hotel in Barlovento, in dem wir drei Nächte bleiben.

Vom Hotel aus beginnt die Wanderung durch zahlreiche Schluchten der Nordküste. Auf alten Königswegen, vorbei an urweltlichen Drachenbäumen und entlang der Steilküste mit herrlichen Tiefblicken auf die Weite des Atlantiks erreichen wir das Dorf Gallegos und legen dort eine Rast ein. Nach steilem Abstieg in einer Felsenschlucht und ebenso steilen und schweißtreibenden Wiederanstieg wandern wir bis in das herrlich gelegene Dorf Franceses. Nach einer stärkenden Einkehr fahren wir mit unserem Transferbus ins Hotel nach Barlovento.

Nach kurzem Bustransfer beginnt der dritte Wandertag im grünen Norden der Insel. Am Kulturpark in La Zarza und in dessen Nähe befinden sich die bedeutendste Fundstelle von Steingravuren der Ureinwohner. Durch den Barranco de Magdalena, der mit seiner Vegetation aus Lorbeergewächsen, Farnen und Baumheide einem Märchenwald gleicht, wird der Barranco Fagundo mit Kakteen und Wolfsmilchgewächsen durchwandert. Auf einem kühn und steil angelegten Steig wird das Tagesziel, das halbverlassene Bilderbuchdorf El Tablado erreicht.

Das Dach der Insel mit den Gipfeln der Caldera war Ziel des nächsten Wandertages. Bei dieser Wanderung waren wir auch gedanklich bei der 125-Jahrfeier der BRK-Bereitschaft Bad Reichenhall, denn alle hatten sich das von Bergkamerad Edi Schmid erworbene Festabzeichen angeheftet. Die alpine Wanderung beginnt anfangs durch lichten Kiefernwald, an dem die Spuren des großen Waldbrands im Jahr 2012 noch ersichtlich sind und führt hinauf zum Pico de La Nieve (2.240 m). Auf gutangelegtem Weg und vorbei an Wacholderbüschen im stetigen Auf und Ab mit atemberaubenden Tiefblicken in den Senkkrater der Caldera wandern wir bis zum Pico de La Cruz (2.351 m) und rasten dort. In 2.000 Meter Höhe, entlang an den Teufelswänden, die zahlreichen Sternwarten des Astrophysisches Observatoriums La Palma in Blick, führt der Kammweg vorbei am Pico Fuente Nueva (2.366m) zu den Roque Muchachos, den höchsten Felszacken der Insel auf 2.426 Meter. Unser Bus bringt uns nach Los Llanos an der Westküste der Insel, wo wir zwischenübernachten.

Die „Ruta de los Vulcanos“, eine der Königswanderungen auf der Insel beginnt am Refugio del Pinar. Durch lichten Kiefernwald steigen wir zur Cumbre Vieja auf gut 1.900 Meter. Auf dem Weitwanderweg GR 131, der an über 100 größeren und kleineren Vulkankegeln und neben großen Lavaströmen und durch Lavafelder mit spärlichem Bewuchs vorbeiführt, beginnt der, teilweise im weichen Lavasand, lange und staubige Abstieg nach Los Canarios, einem Ortsteil von Fuencaliente. Bevor uns der Transferbus in Hotel bringt, gönnen wir uns nach dieser langen Wanderung in einer landesüblichen Bar eine Cerveza.

Am Besucherzentrum des Vulkans San Antonio in Fuencaliente starten wir zur letzten Wanderung. Die Wanderungen an den Kraterrändern der Vulkane San Antonio und Teneguia vermitteln einen Einblick in die jüngsten vulkanischen Aktivitäten. Während im Kraterkessel des San Antonio schon wieder Kiefern heranwachsen, ist am Vulkan Teneguia, der 1971 nochmals aktiv war, so gut wie keine Vegetation. Über einen schmalen Grat, vorbei an zahlreichen Ausbruchkratern in unterschiedlichen Gelb- und Rottönen, an denen noch leichter Schwefelgeruch in der Luft liegt und der Boden an manchen Stellen warm ist, wird zum Gipfel aufgestiegen. Zurück in einen Bergsattel und weiter auf dem GR 131 geht es hinab zum Leuchtturm und den Salinen am südlichsten Punkt der „Isla Bonita“. Vor der Rückfahrt zum Hotel bleibt noch ausreichend Zeit zu einer Kaffeepause.

Sechs beeindruckende Wandertage mit unserer Wanderführerin Luisa Sanchez, auf gut angelegten Wanderwegen und Steigen, entlang der Steilküste, vorbei an Vulkankratern, auf Lavasand und neben Lavaströmen, durch immergrünen Lorbeerwald und lichten Kiefernwäldern, sowie durch einige Bilderbuchdörfer, werden den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Erfreulich aber auch das disziplinierte und kameradschaftliche Verhalten bei den Wanderungen und dass alle gesund die Heimreise antreten konnten.

Hans Holzgartner